Die besten Lösungen bestehen oft aus vielen kleinen Lösungen. Das gilt auch für meinen Ansatz zur CO2-Vermeidung. Das Ergebnis? Ich habe meinen CO2-Fußabdruck halbiert!!!
1. Mein Auto verkaufen / mehr Fahrrad fahren
Letztes Jahr habe ich mein Auto verkauft und stattdessen zwei Fahrradanhänger gekauft. Die Einkäufe der Familie werden jetzt mit verbrannten Kalorien statt mit verbranntem Benzin erledigt. Auch andere Fahrten, die ich auf Kurzstrecken sonst mit dem Auto erledigt hätte, müssen nun mit dem Fahrrad oder zu Fuß erledigt werden. Und ich kann jetzt aus Erfahrung sprechen: Es fühlt sich gut an! Durch das mehr an Bewegung komme ich zufriedener vom Einkaufen nach Hause. Der mögliche Stress an der Kasse oder die zu engen Gänge an der Obst- und Gemüsetheke werden mit frischer Luft und Bewegung belohnt. Ja, auch im Winter oder wenn es regnet, ist es schön.
Das heißt nicht, dass ich nie mehr Auto fahre, sondern vielmehr dass ich mir ein Auto für ganz bestimmte Zwecke ausleihe. Nicht jeder Einkauf kann mit dem Fahrrad erledigt werden, nicht jede Reise ist mit dem Fahrrad erreichbar. Aber wenn ich mich umschaue, sind Autos überall vorhanden. Ob in der Familie, in der Nachbarschaft oder im Freundeskreis. Frage ich nach, bekomme ich oft positive Rückmeldungen.
2. Öffentliche Verkehrsmittel nutzen
Bus statt Auto. Ich fahre jetzt mit dem Bus zu meinem Arbeitsplatz (pro Weg: 18km). Ich bin zwar an bestimmte Abfahrtszeiten gebunden, sehe das aber eher als Vorteil, weil ich gezwungen bin, pünktlich Feierabend zu machen. Die Fahrtzeit ist auch viel entspannter als im Auto.
Es ist nur schade, dass ich nicht mehr Kollegen im Bus begrüßen kann, da dieser kaum genutzt wird. Hier wünsche ich mir, dass mein Arbeitgeber die Monatskarte bezuschusst. Vielleicht mit der „Jobticket“-Option zum angekündigten 49€-Ticket. In den Zeiten des 9€-Tickets sind viel mehr Kollegen mit dem Bus gefahren. Ich denke das ist ganz klar eine Frage des Geldes. Wenn ich die Monatskarte mit den Benzinkosten für meine Strecke vergleiche, kosten die Fahrten mit dem Auto etwa 10-15 % mehr. Für viele Kollegen ist das wahrscheinlich der Preis für die Individualität/Flexibilität, die sie mit dem Auto erleben. Entsprechend sollte der Preisanreiz höher sein, auf die Öffentlichen umzusteigen.
3. Erneuerbare Energien nutzen
Ich habe mir Ende 2020 eine Photovoltaikanlage mit Stromspeicher installieren lassen. Damit war ich 2021 und 2022 von März bis Oktober praktisch autark von der Stromversorgung. Auch wenn man über seinen Anbieter mit Ökostrom versorgt werden kann und nicht die Kohle/Atom/Gas-Variante wählen muss, ist die Eigenversorgung für mich langfristig die beste Lösung.
4. Bessere Isolierung des Wohnraums
Letzten Herbst habe ich alle Fenster in meinem Haus ausgetauscht. Das war nach 40 Jahren Einsatzzeit auch dringend nötig. Die alten Fenster hatten einen Aluminiumschieber, der zur Belüftung diente auch wenn die Fenster geschlossen waren. An kalten Tagen konnte ich die Kälte auf der Innenseite fühlen und sogar sehen (Kondensierung). Die neuen modernen Fenster sparen nun Gas, Geld und CO2.
Wer einmal angefangen hat, eine Seite des Hauses besser zu dämmen, wird immer wieder auf Gelegenheiten/Möglichkeiten treffen, um hier und da Heizenergie zu sparen. Angefangen bei den Rollladenkästen, bis hin zu neuen Dichtungen an der Haustür. Auch das persönliche Verhalten in Bezug auf das Lüften und Heizen wird dadurch wieder in Frage gestellt. Wer seine Kinder in seine Überlegungen mit einbezieht, wird feststellen, sie wirken wie ein Verstärker. Manchmal erinnern sie mich daran, dass das Fenster im Bad noch offen ist, aber meistens, nachdem ich die Kinder an ein offenes Fenster in ihren Zimmern erinnert habe, schaue ich auch wieder auf mein eigenes Verhalten.
5. Lebensmittel vor Ort kaufen
Jede Woche bekomme ich eine Gemüsekiste von einer Solidarischen Landwirtschaft (SoLaWi) in der Nähe. Diese Kiste ist voll mit regionalem und saisonalem Gemüse. Das hat die Ernährung in meiner Familie völlig verändert. Zuerst dachte ich, das wird ganz schön teuer (ca. 100€ pro Monat), aber das veränderte Einkaufsverhalten im Supermarkt und das veränderte Kochverhalten (ich schaue mehr was noch da ist und kaufe keine Halbprodukte/Fertiggerichte) haben dazu beigetragen, dass wir im Gegensatz zu der Zeit vor der SoLaWi fast 200€ an Lebensmitteleinkäufen sparen.
Mehr Gemüse und weniger Fleisch haben einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf den persönlichen CO2-Fußabdruck. Und wenn das Gemüse nicht weit aus Spanien oder Marokko mit Kühltransportern zu uns gefahren werden muss, ist der Fußabdruck noch einmal deutlich kleiner.
6. Engagement für Natur/Umwelt
Jedes Engagement zählt. Es gibt so viele unterstützenswerte Initiativen hier in der Region (z.B. NABU) oder auch auf Bundesebene (z.B. Greenpeace, BUND), die wirklich viel für die Umwelt tun. Sei es das Moor zu „entkusseln“ oder Blühstreifen für Insekten anzulegen. Jede*r kann etwas für seine direkte Umgebung tun. Man muss nicht überall Mitglied werden, man kann einfach einen Nachmittag seiner Zeit investieren und aktiv werden. Angebote gibt es viele. Meist werden sie in der Tageszeitung oder im Internet auf den einschlägigen Social-Media-Seiten angekündigt.
7. Resumee
Natürlich mache ich mir nichts vor, das kostet alles eine Menge Geld.
Natürlich sind die Modernisierungen nicht kostenlos.
Natürlich hätte ich das alles nicht machen können, wenn ich das Geld vom Brot hätte absparen müssen.
Jede*r kann/muss/sollte sehen, was er/sie tun kann.
Aber wenn ich all die kleinen Dinge zusammenzähle, komme ich auf eine ganz schöne Menge an eingespartem CO2.
Ich habe meine Daten mit zwei verschiedenen CO2-Fußabdruck-Rechnern verglichen.
https://www.carbonfootprint.com/calculator.aspx
https://uba.co2-rechner.de/de_DE/
Einmal meine aktuelle Situation ohne Auto, mit Photovoltaik, mit neuen Fenstern und den allgemeinen Verhaltensänderungen, die sich bei mir eingestellt haben. Beide Rechner kommen zu sehr ähnlichen Ergebnissen. Fußabdrücke von 5,37t und 5,25t CO2 pro Jahr.
Dann habe ich den Stand von vor 2-3 Jahren berechnet. Ich kam auf über 10,00t Fußabdruck pro Jahr.
Ich habe also meinen Fußabdruck in zwei Jahren um fast 50% reduziert.
Juhu!!! =)
Allerdings waren das natürlich die sogenannten „niedrig hängenden Früchte“. Ein Wechsel von Gas auf Wärmepumpe bei der Heizmethode des Hauses wird auch nochmal einen großen Anteil an der Reduzierung des Fußabdrucks haben, aber dann wird es schon eng. Jede zusätzliche Schraube wird nur kleine Beiträge mit hohem Einsatz bringen. Aber schauen wir mal, was die nächsten Jahre bringen werden. Es bleibt zumindest für mich spannend, denn Veränderungen im eigenen Verhalten bringen immer auch neue Möglichkeiten, neue Interessen, neue Bekanntschaften, neue Perspektiven und viel Neues zum Lernen.